Markus-Sittikus-Straße

1965 benannt. Sie führt im Herrenried von der Eisplatzstraße den Sportanlagen (Tennis, Stadion, Kunsteisbahn) entlang zur Lustenauer Straße.

Markus Sittikus IV. 1574 – 1619

Markus Sittikus wurde am 24. Juni 1574 als Sohn des Reichsgrafen Jakob Hannibal I. von Ems und seiner Gemahlin Hortensia, der Stiefschwester des Kardinals Karl Borromeo, auf Burg Altems geboren. Da seine Mutter schon vier Jahre später starb, kamen die beiden Brüder Kaspar und Markus Sittikus zu ihrem Onkel Karl Borromeo nach Mailand, der sich bis zu seinem Tod (1584) um ihre Erziehung und Bildung kümmerte. Sein Onkel väterlicherseits, Kardinal Markus Sittikus III. von Ems, holte den gleichnamigen Neffen nach Rom und öffnete ihm die Wege zu einer erfolgreichen geistlichen Laufbahn. Er machte große Fortschritte und empfing bereits zu Weihnachten 1586 die vier niederen Weihen. An der Hochschule in Ingolstadt, wo er mit wichtigen Persönlichkeiten des Adels und der Geistlichkeit bekannt wurde, lernte er weiter, später studierte er in Bologna. Er wurde als Nachfolger seines Vetters Wolf Dietrich von Raitenau, der 1587 Erzbischof und Landesfürst von Salzburg geworden war, Domherr in Konstanz und auch in Salzburg. Und das mit 13 Jahren! So alt war er auch, als sein Vater Jakob Hannibal starb.

Als sein Onkel Kardinal Markus Sittikus III. 1595 in Rom starb, trat der junge, ehrgeizige Domherr gleichen Namens dessen geistige Nachfolge an. Er wirkte beratend und lenkend in alle Angelegenheiten der Grafschaft Hohenems hinein. Jahre später war er bereits salzburgischer Gesandter in Rom und päpstlicher Ehrenkämmerer. Die erstrebte Kardinalswürde erreichte er nicht.

Durch den Tod naher Verwandter (Vetter, Bruder) und durch den Verzicht des Dompropstes Markus Sittikus IV. auf sein Erbe wurde Graf Kaspar Alleinherrscher in Hohenems. Der Dompropst drängte seinen Bruder, Ems zur repräsentablen Residenz auszubauen. Im Jahr 1603 wurde mit dem Weiterbau des Palastes begonnen, sieben Jahre später bezog die gräfliche Familie das wohnlich eingerichtete schlossartige Gebäude. Auch die Garten- und Parkanlagen sollten bis zum Rhein hinaus erweitert werden. Auf wirtschaftlichen Aufstieg bedacht, riet Markus Sittikus, das Gästehaus (heute: Rathaus) als Gasthaus und das Schwefelbad als Kurhaus zu führen, Straßen zu bauen, Einwanderer in die Gemeinde zu holen und ihnen Grund und Boden zu schenken. Graf Kaspar wertete 1605 durch ein Edikt Hohenems zum Marktflecken auf, der Dompropst Markus Sittikus steckte die nach ihm benannte Dompropsteigasse,
die heutige Marktstraße, persönlich aus und ließ später am unteren Ende die Loretokapelle erbauen (erst 1956 abgebrochen).

In den nächsten Jahren widmete er sich dem Ausbau der Konstanzer Dompropstei und sorgte für die Erziehung seines Neffen Jakob Hannibal II., der Nachfolger Graf Kaspars werden sollte und auch wurde.

1612 kam die große Stunde für Markus Sittikus. Als der Salzburger Erzbischof Wolf Dietrich einen Krieg gegen Bayern verloren hatte und gefangengesetzt wurde, eilte der Dompropst nach Salzburg und schaffte es, am 18. Marz zum Erzbischof von Salzburg gewählt zu werden. Zur Weihe in der gotischen  Franziskanerkirche und zum feierlichen Eintritt durch das Nonntaler Tor in die Residenz war alles versammelt, was Rang und Namen hatte.

Dieser Aufstieg bedeutete für Markus Sittikus persönlich und für das Haus Hohenems gewaltigen Machtzuwachs. Als Erzbischof war er Reichsfürst geworden, Landesfürst von Salzburg; sein Bruder, Reichsgraf Kaspar, war Herr der Grafschaften Hohenems und Gallarate (bei Mailand), Herr des Reichshofes Lustenau, Vogt von Bludenz (ab 1614 durch Tausch Vogt von Feldkirch) und seit 1613 durch Kauf Herr über die Grafschaft Vaduz und die Herrschaft Schellenberg (Liechtenstein).

Auf dem Reichstag zu Regensburg 1613, von Kaiser Matthias einberufen, demonstrierte der Erzbischof von Salzburg Macht und Reichtum. Sein Begleittross zählte fast 450 Personen, 300 Pferde, acht Kutschen und
neun Packwagen. Auch Graf Kaspar von Hohenems war im Gefolge seines Bruders, und beide waren bemüht, ihr Ansehen beim Kaiserpaar und den Reichsfürsten zu steigern.

Die Macht des Grafenhauses wurde durch die „Emser Chronik“ gefeiert und in weiten Kreisen bekanntgemacht. Dieses erste Druckwerk im Land, die erste „Landeskunde“ Vorarlbergs, lag schon 1613 in der Urfassung dem Erzbischof Markus Sittikus in Salzburg zur Einsichtnahme vor und war auch ihm gewidmet, fand aber nicht seine ungeteilte Zustimmung, wohl weil „seine“ Dompropsteigasse in Hohenems zu wenig gewürdigt erschien. Er verweigerte die finanzielle Unterstützung. Die „Emser Chronik“ des Johann Georg Schlehen von Rottweil erschien 1616 in Hohenems. Sie wird von Historikern als Reklame- und Propagandawerk für weitere politische Schachzüge der Emser eingestuft.

In Salzburg erwartete man von Erzbischof Markus Sittikus Werke des Friedens, und er bemühte sich, ein guter Geistlicher zu sein. Zum Unterschied von einigen seiner Vorgänger zelebrierte er täglich die heilige Messe und führte ein tugendhaftes Leben. Sein Hofprediger, der eifrige Kapuzinerpater Silverius Meusburger aus Egg im Bregenzerwald, kannte in seinen Ansprachen kein Ansehen der Person; er predigte im Stil Abrahams a Sancta Clara. Aber auch die bedeutsamen Predigten des Erzbischofs förderten die Anliegen der Gegenreformation.

Als vordringliche Aufgabe in Salzburg betrachtete Markus Sittikus den Wiederaufbau des 1598 abgebrannten romanischen Domes. Er berief den Italiener Santino Solari, der nach frühbarocken römischen Bauideen den neuen Dom plante und vorbildhaft für den barocken Kirchenbau nördlich der Alpen auch baute. Der Dom wurde erst 1628 unter Erzbischof Paris Graf Lodron vollendet. Markus Sittikus führte den Bau der neuen fürsterzbischöflichen Residenz weiter, auch gründete er 1617 das Gymnasium, das schon fünf Jahre später von seinem Nachfolger in den Rang einer Universität erhoben wurde. Das Schlösschen Altenau, unter Erzbischof Wolf Dietrich für Salome Alt erbaut, wurde von Markus Sittikus in Mirabell, den Namen einer ihm liebgewordenen Konstanzer Villa, umgetauft.

Das bedeutendste Beispiel einer in ihrer Ursprünglichkeit weitgehend erhaltenen Lustschlossanlage nach  italienischen Vorbildern nördlich der Alpen ist das Schloss Hellbrunn. Santino Solari baute diese Anlage, in der immer wieder das Emser Wappen, der Steinbock, aufscheint, von 1613 bis 1615 nach den Vorstellungen des Bauherrn Erzbischof Markus Sittikus. Der Lustgarten mit den berühmten Wasserspielen zählt heute noch zu den meistbesuchten Attraktionen Salzburgs. Das auf dem Hellbrunner Berg gelegene Monatsschlösschen „Waldems“ soll wegen einer Wette des Erzbischofs in einem Monat erbaut worden sein. In nächster Nähe von Hellbrunn ließ der Neffe des Erzbischofs, Jakob Hannibal II., den Palast „Emslieb“ erbauen, auch das Lustschlösschen „Emsburg“ erinnerte an Hohenems.

In Hellbrunn ließ Markus Sittikus auch das erste Gartentheater nördlich der Alpen, das aus einem Steinbruch gestaltete Steintheater, errichten, auf dessen Bühne und im Hoftheater Opern in italienischer Sprache gespielt wurden. In den Kirchen wurden nach spanischem Vorbild (Calderon, Lope de Vega) sakramentale Spiele aufgeführt. Erzbischof Markus Sittikus von Salzburg, über dessen Theaterleidenschaft sich sein Bruder Kaspar bitter beklagte, gilt in der deutschen Theatergeschichte als Bahnbrecher romanischer Theaterkultur.

Trotz der großen Aktivitäten, die Markus Sittikus in Salzburg entwickelte, verlor er die Interessen und den Aufstieg des Hauses Hohenems nie aus den Augen.

Wirtschaftliche Gründe waren es, die Graf Kaspar und Markus Sittikus 1617 bewogen, die Ansiedlung von Juden in Hohenems zu gestatten. Der Erzbischof drang aber darauf, dass die zehn bis zwölf Schutzjuden mit ihren Familien in einem eigenen Viertel am Emsbach Hausplätze zugewiesen bekamen.

Markus Sittikus drängte seinen Bruder Kaspar immer wieder, Hohenems nach dem Salzburger Beispiel schöner zu gestalten; so sollte die erst 35 Jahre zuvor erbaute „Hannibalkirche“ in eine doppeltürmige Barockkirche umgestaltet werden. Wegen des Neubaues der Pfarrkirche und anderer Gebäude in der Dompropsteigasse kam es zwischen den beiden ungleichen Brüdern, dem nüchtern haushälterischen Kaspar und dem leichtlebigen, phantasievollen Markus Sittikus, zum Streit. Graf Kaspar hoffte auf Versöhnung, aber der frühe und unerwartete Tod des Erzbischofs Markus Sittikus von Salzburg am 9. Oktober 1619 bereitete der Auseinandersetzung ein jähes Ende.

Heribert Fenkart, 1984

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