Schwefelbadstraße

1909 benannt, zuvor Polentagasse. Verbindung von der Kaiser-Franz-Josef-Straße zur Lustenauer Straße.

Die Schwefelbadstraße wurde nach der nahe der Abzweigung gelegenen Schwefelquelle benannt, die durch Jahrhunderte im In- und Ausland ob ihrer Heilwirkung bekannt war. Die erste urkundliche Erwähnung stammt vom 7. November 1430. An jenem Tag verlieh König Siegmund dem Ritter Hans Ulrich I. von Ems neben anderen Rechten und Freiheiten auch das Schwefelbad. Die Ritter übertrugen später das Bad an eingesessene Emser. So wird urkundlich 1483 schon ein Bernhard Bentzer genannt, der von jedem Zuber beziehungsweise von jeder badenden Person pro Tag einen halben Kreuzer an die Herrschaft abliefern musste. Das Schwefelbad war auch noch unter Graf Kaspar – wie in der „Emser Chronik“ gerühmt – ein beliebter Anziehungspunkt für Kranke und solche, die es nicht werden wollten. 1711 wurde das Schwefelbad vom damaligen Pächter, dem Montafoner Johann Georg Tschoven, gekauft und neu ausgebaut. Nach  dessen Tod im Jahr 1729 kam es unter Graf Franz Rudolf wieder in gräflichen Besitz, der ein repräsentables Kurhaus errichten ließ, verkaufte es aber bereits 1742 an seinen Vetter in Bregenz, den Oberamtsdirektor Rudolf Anton von Buol, der es später seinem Freund und Postmeister Johann Baptist Streicher verkaufte.

Am 21. Jänner 1800 erwarb der Hohenemser Jude und k. k. Hoffaktor Wolf Josef Levi, mit seinem späteren Namen Benjamin Löwengard, das Badhaus. Er setzte zunächst den Badebetrieb fort, doch sein Sohn Isak Löwengard und sein Enkel Ephraim Löwengard richteten um das Jahr 1815 in der rechtsseitigen Hälfte des Badehauses eine Baumwollspinnerei ein. Dies war die eigentliche Gründung der Textilfabrik im Schwefel, die dann 1841 an die Gebrüder Rosenthal überging. Mit diesem Kauf wurde das Schwefelbad in das Haus Römerstraße 4 und später in die Gastwirtschaft an der Kaiser-Franz-Josef-Straße verlegt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging das Bad in den Besitz des Johann Georg Vogel über, 1907 erwarb es Johann Drexel. Als 1921 die Tochter Drexels den Hohenemser Arzt Dr. Anton Schüler heiratete, stand dem Kurbetrieb, somit den Badegästen, auch ein Arzt zur Verfügung. Der Badebetrieb wurde ganzjährig bis 1960 und von 1960 bis 1964 im Frühjahr und Herbst aufrecht erhalten. Der Gasthof wurde noch einige Jahre länger bewirtschaftet. Das Gebäude wurde 1993 abgebrochen.

Die Schwefelbadstraße wurde um die Jahrhundertwende gebaut, und die Firma Rosenthal ließ sechs Häuser als Arbeiterwohnungen errichten. Die Straße wurde im Volksmund auch „Polentagass“ genannt. Es waren nämlich beim Bau der Straße und der Häuser italienische Gastarbeiter bei der bauausführenden Firma des Baumeisters Bernhard Peter beschäftigt, aber ebenso waren auch im Textilbetrieb der Firma Rosenthal Gastarbeiter aus Welschtirol angestellt. Da diese Italiener in Gemeinschaftsküchen Polenta in großen Kesseln kochten und diese Speise bei uns damals noch nicht so verbreitet war, entstand im Volksmund der Name „Polentagass“.

Josef Nachbauer, 1984, 2023 aktualisiert

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