Georg-Schleh-Weg

1983 benannt. Verbindung von der Gutenbergstraße zur Rhetikusstraße. Privatweg.

Johann Georg Schleh, geboren 1581, gestorben ?

Schleh wurde laut Taufregister der Kirche vom Heiligen Kreuz in Rottweil am 7. Mai 1581 in Rottweil am oberen Neckar getauft. Der Vater Bonaventura Schleh war ein Beamter in Rottweil und nachweislich zwischen 1591 und 1613 einer der Prozeßbevollmächtigten des berühmten kaiserlichen Hofgerichts zu Rottweil. Katharina Schleh, die Mutter, eine geborene Schinbain, war die Tochter des Schulmeisters Johann Georg Schinbain, der in Rottweil 1850 bis 1855 an der deutschen Schule lehrte und nach seiner Entlassung nach Überlingen am Bodensee ging. Bekannt wurde Schinbain besonders unter seiner latinisierten Namensform Tibianus, unter welcher er sich als Geograph und Autor mehrerer Landkarten einen Namen gemacht hat. Dieser hatte nicht nur bei der Auswahl des Vornamens seines Enkels, des späteren Chronisten Johann Georg Schleh, sondern auch bestimmt bei der schulischen Ausbildung eine große Rolle gespielt. Im Jahr 1603 kam Johann Georg Schleh im Alter von 22 Jahren nach Hohenems. Dank seiner umfangreichen Ausbildung wurde Schleh vom Grafen Kaspar sehr vielseitig beschäftigt: als Hauslehrer, Kammerdiener, Organist im gräflichen Palast, gleichzeitig Amtsschreiber und zeitweise auch Mitglied des gräflichen Appellationsgerichtshofs Hohenems.

Aber die wohl größte Aufgabe, die ihm von Graf Kaspar und Markus Sittikus übertragen wurde, war die Abfassung einer Geschichte und Landeskunde der Gebiete von „St. Lucis Stayg vnd de Schallberg beyderseits Rheins biß an den Bodensee“, die unter der Bezeichnung „Emser Chronik“ berühmt geworden ist. Mehr als zehn Jahre hat der zugewanderte Schwabe im Dienst der Emser Land und Leute auf vielen Reisen kennengelernt. Weiters gab der Graf Kaspar seinem Schreiber Johann Georg Schleh reichlich Gelegenheit, sich in den Archiven des Schlosses umzusehen und sein historisches Wissen zu vergrößern, sodass Schleh die Geschichte der einzelnen Adelshäuser möglichst genau bis auf ihre Ursprünge zurück darstellen konnte. Bereits am 28. März 1613 lag die Urfassung der Chronik zur Einsichtnahme und Korrektur vor. Verschiedene Umstände verzögerten die Herausgabe der Chronik, 1616 jedoch wurde die „Emser Chronik“ des Johann Georg Schleh von der Buchdruckerei des Bartholome Schnell im gräflichen Markt Ems  gedruckt. Die „Emser Chronik“ des Jahres 1616 ist das erste in Vorarlberg gedruckte Buch und, wie Fachleute sagen, eines der schönsten Bücher, die je im Lande gedruckt wurden. Das Buch enthält auch die älteste erhaltene Karte, die das gesamte heutige Vorarlberg zum Inhalt hat, außerdem 126 Holzschnittillustrationen, davon 96 Wappendarstellungen. Über das weitere Leben Johann Georg Schlehs ist nur wenig aufgezeichnet. Im Jahr 1636 wohnte er bei Hannibal Küenis Kindern, und der Hauszins wurde von Graf Kaspar bezahlt. Nach dem September 1645 findet man keine Hinweise mehr auf den emsischen Hofschreiber und Hofhistoriographen. Das Todesdatum ist nicht bekannt.

Nach den ausführlichen Aufzeichnungen von Mag. Hermann Begle über Johann Georg Schleh gibt es noch vier Original-Ausgaben der „Emser Chronik“ des Jahres 1616, im Jahr 1925 besorgte der Vorarlberger Leopold Schwarz eine ausgezeichnete Faksimile-Ausgabe der „Emser Chronik“, die vom Vorarlberger Landesmuseumsverein als Jahresgabe an seine Mitglieder überreicht wurde. 1936 kam es zu einer zweiten Auflage, zusammen mit dem ersten Teil der „Vorarlberger Adels- und Bürgerwappen“ des Pfarrers Gebhard Wendelin Gunz und den Federzeichnungen der Burgen und Ruinen Vorarlbergs von Kasimir Walch.

1974 brachte Josef Fetz aus Lochau 30 nummerierte Exemplare als Neuauflage, zum Teil mit  Originalblättern von 1936 und zum Teil fotokopiert, heraus. Im Jahr 1980 legte mit Genehmigung des Vorarlberger Landesmuseums der Antiqua-Verlag, Lindau, einen neuerlichen Faksimile-Druck auf.

Josef Nachbauer, 1984

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