Schlossplatz

1909 benannt, zuvor Haupt- oder Marktplatz.

Der Hohenemser Schlossplatz – in den Jahren 1934 bis 1938 vorübergehend in „Dollfußplatz“ umbenannt – wird beherrscht vom in Vorarlberg einmaligen Renaissancepalast, der in den Jahren 1562 bis 1567 im Auftrag von Kardinal Markus Sittikus nach Plan von Martino Longo erbaut wurde. Unter Graf Kaspar wurde das „neue Schloss“ – die Ruinen des „alten Schlosses“ befinden sich auf dem Schlossbergrücken – von 1603 bis 1610 zur gräflichen Residenz erweitert und mit einer ausgedehnten, heute nicht mehr erhaltenen Parklandschaft und mit Tiergärten versehen. Die künstlich angelegten Gärten waren ein sichtbares Zeichen vornehmer Kulturpflege und hohen Lebensgenusses der Feudalherren jener Zeit.

Die heutige Fläche des Schlossplatzes umfasst ungefähr die Ausmaße des einstigen Emser Marktplatzes. Ebenso wie der Palast – bekannt als Auffindungsort der Nibelungenhandschriften A und C – prägt auch der sich hinter ihm erhebende Schlossberg das Stadtbild von Hohenems. Der Renaissancepalast, der im Verlauf der Zeit verschiedenen Zwecken diente, wurde nach längerem Dornröschenschlaf für die glanzvollen Aufführungen der „Schubertiade Hohenems“ und der „Bregenzer Festspiele“ wiederentdeckt.

Der Emser Schlossplatz wird von etlichen bemerkenswerten Gebäuden umrahmt, wovon der rundbogige Durchlass in Richtung Reute neben der Apotheke den reizvollsten Blickfang bildet. Besonders erwähnenswert ist auch das frühere Postgebäude. Der Platz mit dem Nibelungenbrunnen, dem heiligen Nepomuk und den vier Linden, könnte eigentlich als „Platz auf dem Schlossplatz“ bezeichnet werden und ist als „bi da vier Linda“ bei den Einheimischen als beliebter Treffpunkt bekannt.

Wie alle historischen Gebäude, hat auch der Emser Palast seine heimlichen Geister. Wer sonst würde Nacht für Nacht die Lichter brennen lassen, wie dies besonders um die Weihnachtszeit geschieht —und jedesmal beim Nachsehen ist keine Spur zu finden. Ganz früher soll sogar ein Graf in ein altes Haus neben der Post am Emsbach umgezogen sein, da ihm der Hausgeist keine Ruhe gelassen habe. Auch auf der „Platzbruck“ — der Emsbach teilt den Schlossplatz in zwei Hälften und die genannte Brücke verbindet sie wieder — soll es nicht ganz geheuer sein. Die Gespenster — so erzählen die alten Emser — müssen dafür büßen, weil sie zu Lebzeiten an „nackten Bällen“ im Palast teilgenommen haben.

Rösle Häfele, 1984

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