Dr.-Brettauer-Weg

2004 benannt. Abzweigung von der Kernstockstraße. Privatstraße

Dr. Josef Brettauer (1), 1835-1905, Augenspezialist, Numismatiker

Josef Brettauer wurde in Ancona als Sohn des Hohenemser Kaufmanns Hermann Ludwig Brettauer geboren. Nach dem Besuch der Gymnasien in St. Gallen und Feldkirch studierte er Medizin in Prag und Wien, wo er 1859 promovierte. Er entschied sich nun für das Studium der Augenheilkunde, war Schüler des berühmten Professors Ferdinand von Arlt, der als erster die Ursache der Kurzsichtigkeit erkannte. Er setzte seine Spezialstudien in Berlin bei Professor Albrecht von Graefe, in Utrecht bei Franciscus Cornelis  Donders und in Paris fort. 1861 ließ sich Brettauer in Triest nieder, wo er bis zu seinem Tod wirkte.  Zunächst wurde er mit der vorläufigen Leitung der Augenabteilung des städtischen Krankenhauses betraut, zwei Jahre später zum Primararzt und im Jahr 1873 zum Leiter des Ärztekollegiums des Krankenhauses ernannt. Die Regierung berief ihn in den kaiserlich-königlichen küstenländischen Landessanitätsrat,
dessen Vizepräsident er später wurde. Brettauer wurde der Gründer der Triestiner Ärztegesellschaft und wurde bald zu deren Präsident und schließlich zum Ehrenvorsitzenden gewählt. Außerdem bekleidete er das Ehrenamt des Vorstandes der Heidelberger Augenärztlichen Gesellschaft. Brettauer, der auch auf vielen Fachkongressen hervorgetreten ist, war ein exzellenter Arzt, ein hervorragender Diagnostiker, der auch mit großer Sicherheit operierte. Mit seinem Hohenemser Jugendfreund Dr. Simon Steinach führte er eine grundlegende Untersuchung über die Epithelialzellen des Dünndarms durch, deren Ergebnis er in den »Sitzungs-Berichten der k. k. Akademie der Wissenschaften« veröffentlichte. Brettauer war zeitlebens mit berühmten Wissenschaftern in persönlichem oder brieflichem Kontakt, wie beispielsweise mit Theodor Billroth (Chirurg), Hermann von Helmholtz (Physiker, Physiologe) oder Rudolf Virchov (Pathologe, Anthropologe). Mit Ernst Haeckel (Zoologe und Naturphilosoph, führender Vertreter der Evolutionstheorie, deutscher Verfechter der Abstammungslehre Charles Darwins) war er besonders freundschaftlich verbunden. Ein Jahr vor seinem Tod hatte Brettauer sein Gesuch um Pensionierung als Primararzt eingereicht, im 70. Lebensjahr raffte ihn eine rapid verlaufende Lungen- und  Brustfellentzündung dahin.

Dr. Josef Brettauer ist aber nicht nur beruflich als Kapazität herauszustreichen, er hat sich auch unter den Kunsthistorikern mit seiner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zusammengetragenen Sammlung »Medicina in Nummis« einen Namen gemacht. Diese einmalige im Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien aufbewahrte Sammlung von rund 6500 Münzen und Medaillen von der Antike bis 1900, die alle die Geschichte der Medizin zum Thema haben, genießt Weltgeltung. Brettauer hat die beste und vollständigste Sammlung dieser Art in jahrelanger Arbeit aufgebaut und damit sowohl der Medizin- als auch der allgemeinen Kulturgeschichte einen unschätzbaren Dienst geleistet. Die Erben des unverheiratet gebliebenen Josef Brettauer haben diese einmalige Sammlung großzügigerweise der Wiener Universität übergeben. Dort wurde eine Stiftung eingerichtet, die die Sammlung verwalten, erhalten und vermehren sollte. Sie ruht in den Schubladen von drei edel gestalteten Holzschränken. Es handelt sich dabei um die zweitgrößte Sammlung der Welt, an der Qualität der Stücke gemessen nimmt sie aber sicher den ersten Rang ein. (2)

Norbert Peter, 2009

(1) Ausführliche Würdigung in: emser almanach Nr. 13, S. 94 -96.

(2) Information von a.o. Univ.-Prof. Dr. Hubert Emmerig, Universität Wien – Historisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät, Institut für Numismatik und Geldgeschichte.

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