Kernstockstraße

1909 benannt, zuvor Stüdelestraße. Abzweigung von der Angelika-Kauffmann-Straße, mündet in einen schmalen Spazierweg, der zu den „Luamlöchern ” führt.

Ottokar Kernstock 1848 – 1928

In Marburg an der Drau geboren – Chorherr des Stiftes Vorau – Pfarrer auf der Festenburg (Steiermark). Der deutsch-nationale Lyriker Kernstock ist zuerst durch die Veröffentlichung von frischen, humorvollen Vagantenliedern und auch ernsteren Gesängen in den „Fliegenden Blättern“ literarisch in Erscheinung getreten. Er stand unter dem Einfluss Scheffels und pflegte als Romantiker mittelalterliche Minne-, Scholaren- und Spielmannslieder, die vielfach vertont wurden: „Verloren und wiedergefunden“, „Die wehrhaft‘ Nachtigall“, „Altdeutsche Weisen“, „Aus dem Zwingergärtlein“.

Kernstock ist der Schöpfer der österreichischen Hymne der Ersten Republik:

„Sei gesegnet ohne Ende,
deutsche Heimat wunderhold!
Freundlich schmücken dein Gelände
Tannengrün und Ährengold.
Deutsche Arbeit, ernst und ehrlich,
deutsche Liebe zart und weich,
Vaterland, wie bist du herrlich!
Gott mit dir, mein Österreich!“

Karl Vogel, 1984

 

Kernstocks Schaffen war aber auch geprägt durch großdeutschen Nationalismus. Vielfach gilt er als Wegbereiter des Nationalsozialismus und ist entsprechend umstritten. Mancherorts – etwa in Graz – wurden daher Kernstockstraßen umbenannt. Bestrebungen zur Umbenennung der Hohenemser Kernstockstraße scheiterten am Widerstand der Anrainer*innen.

Während des Ersten Weltkriegs verfasste Kernstock chauvinistische Werke wie „Die beiden Adler“

[…]
Sie schlagen die russischen Wölfe,
Sie jagen den gallischen Hahn,
Und zähnefletschend schleicht davon
Die feige, nimmersatte
Hyäne „Albion“.
Und wer das Paar, das hehre,
Um’s Recht sich wehren sieht,
Der fleht, wenn noch von Ehre
In ihm ein Fünklein glüht:
Der Herr der Herrschar’n sei mit euch
Und schirm‘ den deutschen Adler
Und den von Österreich!

Zu seiner Kriegslyrik zählen auch diese Zeilen:

Steirische Holzer holzt mir gut
mit Büchsenkolben die Serbenbrut!
Steirische Jäger trefft mir glatt
Den russischen Zottelbären aufs Blatt!
Steirische Winzer presst mir fein
Aus Welschlandfrüchten blutroten Wein!

Kernstock schuf 1923 das Hakenkreuzlied im Auftrag der NSDAP-Ortsgruppe Fürstenfeld. Er verwahrte sich jedoch dagegen, ein „Hakenkreuzler“ zu sein. Er habe ein Gedicht geschrieben „das den idealen Zielen galt, die ursprünglich den Hakenkreuzlern vorschwebten und mit denen sich jeder brave Deutsche einverstanden erklären musste.“

s. a. www.ottokarkernstock.at