Richard-Benzer-Weg

1967 benannt. „Unter der Bahn” gelegen, zweigt diese Sackgasse vom Stockenweg ab. Privatweg.

Dr. Richard Benzer 1888 – 1967

Am 14. Juni 1888 wurde Richard Benzer in Hohenems geboren. Als Elfjähriger kam er an das fürstbischöfliche Vinzentinum in Brixen, das er 1907 mit der Matura abschloss. Er studierte dann an den Universitäten Innsbruck, Freiburg (Schweiz) und Graz. Wieder in Innsbruck, legte er 1912 die  Lehramtsprüfung für Italienisch und Französisch ab, die er noch (1924) durch eine Prüfung für Englisch erweiterte und durch das Doktorat der Philosophie krönte. In Innsbruck begann er seine Lehrtätigkeit (1912 – 1914), meldete sich aber sofort bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Freiwilliger zum Kriegsdienst. Was heute vielen völlig unverständlich erscheint, für Richard Benzer mit seiner tief begründeten Liebe zum Vaterland Österreich und der starken Bindung an das Kaiserhaus war dieser Einsatz selbstverständlich. Er war an der Südfront eingesetzt, und in seinen zwei Erinnerungsbänden „Lustiges und Leidiges aus trüben Tagen“ hat er seine Erlebnisse und Erfahrungen festgehalten. Trotz hoher Kriegsauszeichnungen (unter anderen die Goldene Tapferkeitsmedaille) war der Offizier Richard Benzer seinem Wesen gemäß ein gütiger, friedliebender Mensch, und er kehrte nach dem Krieg als überzeugter Pazifist nach Hause zurück.

Im Herbst 1918 begann er seine Unterrichtstätigkeit am Gymnasium in Bregenz, wo er Italienisch, Französisch, Englisch und mit besonderer Vorliebe auch Philosophie lehrte. Er wirkte an dieser Schule bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand im Jahr 1953. In Bregenz hatte er auch seiner Familie ein schönes Eigenheim geschaffen.

Dr. Richard Benzer war mit Leib und Seele Lehrer und Erzieher. Was er sagte und lehrte, kam ehrlich von Herzen und formte nicht nur den Verstand, sondern wirkte auch bestimmend auf das Gemüt. Er war aufgeschlossen für das Schöne in Natur und Kunst und er verstand es, auch bei anderen das Interesse dafür zu wecken. Stets blieb er mit ehemaligen Schülern in freundschaftlichem Kontakt; er feierte ihre
Jubiläen mit und belebte sie durch seine humor- und geistvollen Ansprachen. Auch im Kollegenkreis war er wegen seiner Ausgeglichenheit und im vorgerückten Alter als väterlicher Freund hoch geschätzt. Im Jahresbericht 1967/68 des Bundesgymnasiums Bregenz heißt es im Nachruf auf Dr. Richard Benzer: „Die Einheit von Lehre und Leben war sicher einer der Hauptgründe der beruflichen Erfolge des Verstorbenen. Er war ein Lehrer von profundem, vielseitigem Wissen, fesselnder Darstellungsgabe, von tiefer Innerlichkeit und wachem Sinn für das Schöne.“

Dr. Richard Benzer schuf sich auch durch sein dichterisches Schaffen in Vorarlberg einen Namen. 1920/21 führte er die Redaktion des „Katholischen Volkskalenders“ und der Unterhaltungsbeilage des Vorarlberger Volksblattes „Lug ins Land“. Seine Reiseeindrücke und Kunstbetrachtungen wurden durch die Tagespresse einer breiten Öffentlichkeit bekanntgemacht. Das schon erwähnte zweiteilige Werk „Lustiges und Leidiges aus trüben Tagen“ erschien 1926/27. Auch „Vorarlbergs Blutopfer im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918)“  beschäftigt sich mit dem gleichen Erlebniskreis. „Ehreguta“ (1955), ein heimatliches Schauspiel für Bregenz, und die Erzählung „Die Martinswand“ (1959) sind weitere Beispiele seines literarischen Schaffens.

In engem Zusammenhang mit seiner Heimatgemeinde Hohenems steht Richard Benzers romantisches Trauerspiel „Kriemhild“ (1950), worin er das Nibelungenlied in zehn Bildern mit einem Vor- und Nachspiel gestaltet hat. Diese Dramatisierung des gewaltigen Stoffes schuf die Grundlage für ein besonderes kulturelles Gemeinschaftswerk in Hohenems. Im Jahr 1951 wirkten bei sieben Aufführungen über 230 Laien als Schauspieler oder Musiker mit, und mehr als 5000 Besucher sahen das Werk, das dem Autor großen Erfolg brachte. Im Jubiläumsjahr 1955 – zweihundert Jahre vorher war eine Handschrift des Nibelungenliedes von Jakob Hermann Obereit aus Lindau im Hohenemser Palast gefunden worden – wurde das Bühnenstück „Kriemhild“ noch einige Male mit Erfolg aufgeführt.

Auch die Erzählung „Barbara Wötzlin„, 1960 im „Vorarlberger Volksblatt“ als Fortsetzungsroman  erschienen und 1981 vom Kulturkreis Hohenems in Buchform herausgebracht, hat unsere Heimatgemeinde als historischen Hintergrund des letzten Hexenprozesses in der Grafschaft Hohenems im Jahr 1677.

Am 1. Juli 1967 wurde Dr. Richard Benzer aus seinem Leben und literarischen Schaffen durch einen plötzlichen Tod herausgerissen. Seine letzte Ruhestätte liegt in seiner Heimatgemeinde Hohenems.

Heribert Fenkart, 1984

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