Rheinauen

1976 benannt. In den Jahren 1976/77 gleichzeitig mit dem Erholungs- und Freizeitzentrum „Rheinauen”  gebaut; beginnt bei der Gabelung der Rheinfähre(-Straße) vor dem Rheindamm, wo nach Norden der Obere Rheindammweg und nach Süden die Straße „Rheinauen” abzweigt, die die Zufahrt zum gleichnamigen Badezentrum „Rheinauen” herstellt und bis an die Gemeindegrenze zu Altach führt.

Die „Rheinauen“, das größte Bade- und Erholungszentrum Vorarlbergs (13 Hektar), und die Umgebung der „Rheinauen“(-Straße) sahen nicht immer so einladend grün und so wohlgestaltet angelegt und ausgeformt als Bade- und Parklandschaft aus wie in unserer Zeit. Hier, an der Gemeindegrenze Hohenems-Altach, rissen nach einer heftigen Regenperiode am 30. August 1890 die hochgehenden Fluten des Rheins den rechtsseitigen Damm auf, wälzten sich, Steine, Kies, Sand, Treibholz und Schlamm mitreißend, in das mit Erlen- und Weidenbäumen, mit Hasel-, Sanddorn- und Brombeersträuchern bewachsene Auwäldchen des „Schinderholzes“ („Holz“ = Wald beim „Schinder“) und lagerten hier Steine und Kies ab, wälzten sich  weiter landeinwärts gegen Altach, Altach- und Ems-Bauern und die Emser Parzellen unterhalb der Bahnlinie, alles bis zum Eisenbahndamm in einen See verwandelnd. Auch große Teile von Lustenau wurden überschwemmt. Felder, Wiesen, Straßen, Obstbündten und Hausgärten standen zum Teil mehr als mannshoch im Wasser. Die Keller, Erdgeschosse der Häuser, die Ställe und viele ebenerdige Handstickereien und Werkstätten waren überschwemmt. Die Hohenemser brachten ihr Vieh in Ställe, die oberhalb der Bahn standen, viele Altacher wichen nach Götzis aus. Einige Wochen lang konnte der Verkehr zu den Häusern nur mit Booten und Flößen erfolgen; man stieg durch ein Fenster des Obergeschosses aus und ein.

Als nach Wochen das Wasser wieder zurückging, waren Felder und Wiesen nahe der Einbruchstelle des Rheins mit Steinen, Kies und angeschwemmten Bäumen bedeckt, weiter bergwärts lagerte auf Emser und Altacher Gebiet eine beachtliche Sandschicht, sodass diese Fluren heute noch „Im Sand“ heißen. Bei guter Düngung wurden sie im Lauf der Jahre – und sind es heute noch -, fruchtbare „Türkenäcker“ und blieben bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts die großen „Riebellieferanten“ für die Familien der damaligen vielen Kleinlandwirte.

Nach dem Rückgang des Hochwassers von 1890 mussten die Fluren von Sand, Schlamm, Treibholz und allerlei Unrat gesäubert werden; von den überschwemmten Handstickmaschinen musste aller Rost weggeschmirgelt und dann gründlichst alles eingeölt werden.

Die größten Überschwemmungsschäden hatte die Einbruchstelle des Rheins beim „Schinderholz“ oder „Schinder“ erlitten, denn dort lag das schwerste Stein- und Kiesmaterial. Doch die Zeit und die Natur heilen viele und schwere Wunden, und Jahre danach erstand auch das Auwäldchen mit seinen Erlen- und Weidenbäumen, mit Hasel-, Sanddorn- und Brombeersträuchern wieder, und an sonnigen Sommertagen sonnten sich auf den Steinen schillernde Eidechsen und schlängelten sich schöngezeichnete Ringelnattern durch die Büsche und erschreckten die im „Schinderholz“ spielenden und schleichenden Buben, oder erschreckten Frauen und Kinder beim herbstlichen Brombeerpflücken.  Das „Schinderholz“, das Wäldchen beim „Schinder“, hatte seinen Namen von dem früher dort stehenden Haus beziehungsweise von dem Beruf des „Schinders“ oder „Abdeckers“ erhalten. Die Schinder mussten in alter Zeit aus hygienischen Gründen abseits der geschlossenen Siedlungen wohnen und die Tierkadaver und die von der Allgemeinheit nicht verwertbaren Teile der Schlachttiere verarbeiten oder unschädlich machen und vernichten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als das große „Verpackungs- und Abfällezeitalter“ ohne richtig angelegte Mülldeponien heranbrach, lagerte Hohenems im „Schinderholz“ längere Zeit seinen Müll ab. Erst die gemeinschaftliche Zusammenarbeit der Gemeinden Hohenems und Altach und die Arbeit der Bau- und Gartenarchitekten und ihrer Helfer, der Bauleute mit den Baggern und Planierraupen, verwandelten die Auen am Alten Rhein, den Verwüstungen des einst gewalttätigen und inzwischen begradigten Rheines zum Trotz und in Wiedergutmachung der Landschaftsveränderung durch die Müllablagerung in das 13 Hektar große, herrliche Erholungs-, Bade- und Freizeitzentrum, das heute den Namen „Rheinauen“ trägt und zu dem die ebenfalls „Rheinauen“ benannte Straße von Hohenems hinführt.

Josef Giesinger, 1984

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