Harrachgasse

1909 benannt. Wo die Marktstraße in die Radetzkystraße übergeht, stellt die Harrachgasse, im spitzen Winkel links abbiegend, die Verbindung zur Schweizer Straße her.

Von Harrach

in Hohenems von 1761 bis 1813

Das alte österreichische Adelsgeschlecht der Harrach war zu Beginn der Neuzeit in Böhmen und Österreich reich begütert. Im Jahr 1627 wurde die Familie Harrach in den Reichsgrafenstand erhoben (das Haus Hohenems im Jahr 1560). Sie teilte sich in drei Linien: die böhmische (erlosch 1732), die Linie zu Rohrau und die zu Bruck.

Karl, Graf von Harrach, war einer der hervorragenden kaiserlichen Räte am Hof zu Wien bei Kaiser Ferdinand II., Geheimrat, Kämmerer und Hofmarschall. Seine Tochter Isabella heiratete 1623 den berühmten Feldherrn Wallenstein. Auch andere Mitglieder der Familie von Harrach bekleideten hohe Ämter. Sie waren Gesandte des Kaisers am spanischen Hof, einer bekleidete das Amt des Vizekönigs von Neapel, ein anderer war Generalstatthalter der Lombardei. Im 19. Jahrhundert war das Haupt der Familie erbliches Mitglied des Herrenhauses in Wien und Magnat (Großgrundbesitzer) in Ungarn.

Der Niedergang des Hauses Hohenems nach dem Tod Graf Kaspars im Jahr 1640 brachte es mit sich, dass die Grafen von Ems immer mehr ihr Schwergewicht nach Innerösterreich und ins ferne Böhmen, in die Herrschaft Bistrau, die sie 1710 erworben hatten, verlegten. Als der letzte männliche Spross des Hauses, Franz Wilhelm III., zuletzt Festungskommandant in Graz, am 5. November 1759 starb, hinterließ er eine Erbtochter, Maria Rebekka Josepha. Sie heiratete am 4. Jänner 1761, noch nicht 19 Jahre alt, den Grafen Franz Xaver von Harrach-Rohrau, Herr von Kunewald. Das Paar hatte den Hauptwohnsitz im böhmischen Bistrau, wohnte aber zeitweilig auch in Kunewald, Mailand und Wien. Gelegentlich hielten sich die Harrach-Hohenems auch im Palast zu Hohenems auf. Franz Xaver von Harrach-Rohrau, zuletzt  kommandierender General der Lombardei, musste sich mit dem österreichischen Erzhaus Habsburg über die Nachfolgefrage in der Reichsgrafschaft Hohenems auseinandersetzen. Die Lehensgüter fielen an das Reich zurück, und Kaiser Franz I. verlieh sie am 11. März 1765 an seine Gemahlin Maria Theresia. Der Privatbesitz verblieb der Erbgräfin Maria Rebekka. Es waren dies verschiedene Besitztümer in der früheren Herrschaft Ems, wie der Palast, das Lusthaus und das Rathaus, dann beträchtliche Güter, Rechte und Einkünfte in Dornbirn, weiters der Reichshof Lustenau (nach langwierigen Gerichtsverfahren erst 1787) und die Herrschaft Bistrau in Böhmen. Chronischer Geldmangel und der andauernde Kampf mit dem Haus Habsburg-Österreich um die Anerkennung des Privatbesitzrechtes über Lustenau bewogen Maria Rebekka zum Verkauf verschiedener Güter, Rechte und Einkünfte. So kauften sich 1771 die Dornbirner um rund 45.000 Gulden von Hohenems-Harrach los. Aus dem Palast wurden kostbare Mobilien, Gemälde und große Teile der Bibliotheca Emsiana verkauft oder nach Bistrau verfrachtet (1803).

Maria Rebekka, seit 25 Jahren Witwe, starb 1806 in Wien, wurde aber in Bistrau beigesetzt. Ihre Tochter Maria Walburga, Erbgräfin von Harrach-Hohenems-Kunewald, hatte sich noch vor Erreichung des 17. Lebensjahres (1779) mit Clemens Alois Graf Truchseß von Waldburg-Zeil-Trauchburg vermählt. Schwere Schicksalsschläge – drei Kinder starben früh – machten aus der geistvollen und romantisch veranlagten Bewunderin von Kunst und Natur eine schwermütige Frau, die, von ihrem Gatten getrennt, auf den Gütern ihres Vaters zu Kunewald in Mähren lebte. Dort ließ sie eine Schule bauen, stellte einen Lehrer an und unterrichtete auch selbst Kinder und Erwachsene. Sie stand mit berühmten, erzieherisch tätigen Menschen, wie zum Beispiel Pestalozzi, in Verbindung. In ihrer Schlossbibliothek in Kunewald gab es unter den angeblich 20.000 Bänden viele zeitgenössische Jugend- und Erziehungsschriften. Auch in ihrem Privatbesitztum Lustenau unterstützte sie den Schulbetrieb, indem sie Kleidungsstücke und Bücher als Prämien verteilen ließ und fleißigen Schulbesuch noch extra belohnte. Als Maria Walburga im Jahr 1809 in Lustenau weilte, gab sie für alle 300 Schulkinder ein Fest. Sie veranlasste die Gründung einer Industrieschule (Stricken, Nähen) und stiftete nahezu alle ihre Einkünfte aus Lustenau zur Erhaltung des Schulbetriebes und zur Versorgung der Armen.

Ihre sozialen und karitativen Leistungen zugunsten ihrer Untertanen zehrten an ihrem Vermögen. Als ihre Finanzkraft erschöpft war, verkaufte sie 1813, fünfzehn Jahre vor ihrem Tod, die noch vorhandenen hohenemsischen Güter um 22.000 Gulden und eine lebenslängliche Rente von 700 Gulden pro Jahr an ihren Gemahl Clemens Alois Graf Truchseß von Waldburg-Zeil-Trauchburg.

Mit diesem Kaufvertrag war die etwa 700-jährige Repräsentanz des Hauses Ems und das kurze Auftreten derer von Harrach im Vorarlberger Raum endgültig zu Ende. Der althohenemsische Eigenbesitz gehört heute noch dem Haus Waldburg-Zeil.

Heribert Fenkart, 1984

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