Graf-Maximilian-Straße

1909 benannt. Verbindung vom Schlossplatz zur Angelika-Kauffmann-Straße. Der erste Vorschlag der Straßenbenennung hatte Neue Bahnhofstraße gelautet, im Volksmund hieß sie und heißt sie heute noch bei älteren Leuten „die nöü Stroß“. Vom 17. März 1938 bis Mai 1945 hieß sie Adolf-Hitler-Straße.

Graf Maximilian 1870 – 1930

Als erstes Kind des Grafen Clemens von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems und seiner Gemahlin Prinzessin Clementine von Oettingen-Spielberg erblickte er am 9. November 1870 in Hohenems, im heutigen Rathaus, das Licht der Welt. Der Palast war damals (seit etwa 1860) unbewohnt, nachdem er vorher viele Jahre lang als Kaserne gedient hatte. Im Jahr 1882 zog die gräfliche Familie in den renovierten Palast ein. Da nur noch spärliche Reste der ehemaligen Einrichtung vorhanden waren, mussten Graf Clemens und seine Nachfolger den Palast von Grund auf neu einrichten.

Der junge Graf Maximilian studierte im weitum bekannten Privatgymnasium „Stella Matutina“ in Feldkirch und maturierte dort. Nach Abschluss der juridischen Hochschulstudien in München wandte er sich dem politischen Verwaltungsdienst zu. In Karlsbad, Leitmeritz und besonders in Prag stand er jahrelang als k.u.k. Bezirkskommissär in Verwendung. Am 30. April 1907 vermählte er sich in Prag mit der Gräfin Caroline, Tochter des Grafen Engelhardt von Wolkenstein-Trostburg und der Ernestine Gräfin von Nostitz-Rieneck. Sie schenkte zwei Töchtern das Leben: Clementine und Elisabeth.

Nachdem schon im Jahr 1904 sein Vater Clemens gestorben war, bemühte sich Graf Maximilian in den darauffolgenden Jahren um die weitere Ausgestaltung des Palastes. Damals (1906) erhielt der Palast einen gelben Außenanstrich, ursprünglich war er weiß. Die Mauer mit Gitter und den großen Gittertoren schloss nun den Palastgarten gegen den Schlossplatz ab, der ebenfalls im Auftrag des Grafen gärtnerisch gestaltet wurde. Der Dammweg hatte schon einige Jahre früher durch das Setzen von vor allem Linden- und Kastanienbäumen den Charakter einer Allee bekommen (später Schillerallee benannt).

Die Gemeinde profitierte immer wieder von der Großzügigkeit des Grafen. Am 29. November 1905 verkaufte Graf Maximilian die seit 1894 verpachteten rund 5283 m² des Bades und zweier Äcker um 8000 Kronen an die Gemeinde. Dieser Preis entsprach etwa der Hälfte des normalen Wertes. Der Graf war auch bereit, der Gemeinde einen Streifen Grund von acht Meter Breite zum Bau einer Straße von der Platzbrücke in gerader Linie zum Bahnhof zu schenken und falls acht Meter zu schmal sein sollten, einen weiteren Meter Grund zu entsprechendem Preis zu verkaufen. Die Gemeindevertreter beschlossen mit 19 gegen 8 Stimmen, den neunten Meter zum Preis von einer Krone pro Quadratmeter zu erwerben.

Beim Abschluss des Kauf- und Schenkungsvertrages zwischen dem Grafen Maximilian und der Gemeinde verpflichtete sich diese, binnen vier Jahren auf ihre Kosten eine Straße mit Straßenrinnen, Gehsteig, Wasserableitungskanal und Trinkwasserleitung zu erstellen. Ein Jahr später wurde dem Grafen ein weiterer Streifen von einem Meter Breite zu einem günstigen Preis abgekauft, sodass es in der Straßenbau-Ausschreibung vom 7. September 1907 heißen konnte: „Die Gemeinde Hohenems bringt die Herstellung eines neuen Straßenzuges von der Reichsstraße (Platzbrücke) abzweigend zum Bahnhof führend, in einer Länge von 585 m und einer Breite inklusive der Trottoirs von 10 m zur öffentlichen Ausschreibung …“ Um die Schönheit der neuen Straße nicht zu beeinträchtigen, beschloss die Gemeindevertretung im April 1908, für die Straßenbeleuchtung nicht die billigere Art mittels Freileitungen zu beschließen, sondern die Verkabelung.

Am 6. Mai 1909 wurde den Gemeindevertretern die Rechnung über den Bau der fertiggestellten und neu benannten Graf-Maximilian-Straße vorgelegt. Die Kosten beliefen sich auf 38.381,81 Kronen.

Die Gemeindekanzlei, im Volksschulgebäude gegenüber der Kirche untergebracht, musste wegen Raummangels in der Schule unbedingt verlegt werden. Als Graf Maximilian das früher von der gräflichen Familie bewohnte Verwalterhaus (heutiges Rathaus) der Gemeinde zum Kauf anbot, beschloss die Gemeindevertretung am 11. Dezember 1907 mehrheitlich (23:4), das Haus samt Nebengebäuden um 50.000 Kronen anzukaufen. Dieser Beschluss erregte in weiten Bevölkerungskreisen großen Unwillen, und schließlich wurden 1908 von der Gemeinde die genannten Gebäude zur Unterbringung der Gemeindekanzleien und des Sitzungssaales in Pacht genommen, nachdem mit Graf Maximilian die näheren Vertragsbestimmungen in annehmbarer Form vereinbart worden waren. Erst 1940, also während des Zweiten Weltkrieges, ging das Rathaus in den Besitz der Gemeinde über.

Im Jahr 1909 legte Graf Maximilian seine Ämter als Verwaltungsfachmann nieder, behielt aber den Titel k.u.k. Kämmerer (= Kammerherr). Fast ständig lebte er nun im Kreis seiner mit ihm eng verbundenen Familie in Hohenems. Er widmete sich der Bewirtschaftung und Pflege seiner Güter und ausgedehnten Waldungen. Dass davon auch viele Hohenemser profitieren konnten, entsprach seinem sozialen Gerechtigkeitssinn. Allgemein hieß es: „Das gräfliche Holzmaß ist ein volles und gutes Maß“, und als nach dem Ersten Weltkrieg auch Stimmen gegen den gräflichen Besitz laut wurden, hieß es in der Bevölkerung: „Der Graf ist recht und tut viel Gutes, wir haben das Holz so billiger, als wenn es einem anderen gehörte.“

„Graf Max“, so nannten ihn die Emser, genoss nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie keine Vorrechte mehr. Er führte mit seiner Familie im Palast ein stilles, einfaches Leben, war leutselig, höflich und hilfsbereit den Mitbürgern gegenüber und hatte für alle einen freundlichen Gruß, ein gutes Wort. Es war in erster Linie das Verdienst seiner eigenen Persönlichkeit, dass er so geachtet, ja beliebt war.

Als Patronatsherr der Pfarreien Hohenems, Lustenau und Ebnit hatte Graf Maximilian eine hohe Würde inne, die es sonst im ganzen Land nicht gab. Diese Würde war aber auch mit großen finanziellen Verpflichtungen verbunden. So wurde im Jahr 1924 eine größere Außenrenovierung der Hohenemser Pfarrkirche durchgeführt, und der Patronatsherr hatte von den Gesamtkosten von rund 448 Millionen Kronen (Inflation!) ein Viertel zu bezahlen. Auch die Kirchenrenovierung in Lustenau, der Brand der Ebniter Kirche und die Bezahlung der Glocken nach dem Ersten Weltkrieg verursachten bedeutende Kosten. Der Graf trug seinen Teil dazu willig bei, wohl in dem Bewusstsein, dass „Adel verpflichtet“ und sicher auch aus innerster katholischer Überzeugung.

Unerwartet rasch starb Graf Maximilian von Waldburg-Zeil-Lustenau-Hohenems am 24. April 1930 in einer Privatklinik in München. Nach seiner Überführung nach Hohenems wurde er im Rittersaal des Palastes aufgebahrt und am nächsten Tag in der gräflichen Familiengruft im Friedhof Sankt Anton unter großer Anteilnahme der adeligen Verwandtschaft und Bekannten, der Geistlichkeit, der Regierungsvertreter des Landes, der Gemeindevertretungen von Hohenems, Lustenau und Ebnit, der Schulen, sämtlicher Vereine der Marktgemeinde und vieler Trauergäste von nah und fern zur letzten Ruhe gebettet.

Seine Gemahlin Caroline von Waldburg-Zeil-Hohenems, geborene Gräfin Wolkenstein-Trostburg, übersiedelte 1954 vom Palast ins Herrenhaus „Emslieb“ im Herrenried (1949 gebaut), wo sie jeden Sommer verbrachte. Sie starb in Wien am 5. März 1979 im Alter von 96 Jahren, wurde nach Hohenems überführt und in der gräflichen Familiengruft im Friedhof Sankt Anton beigesetzt.

Heribert Fenkart, 1984

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