1956 benannt. Verbindung von der Goethestraße zur Angelika-Kauffmann-Straße.
Dr. Arthur Neudörfer 1877 – 1952
Am 26. Jänner 1877 wurde Arthur Neudörfer als Sohn des Generalstabsarztes Dr. Ignaz Neudörfer und der Anna Paulina Lange in Wien geboren. Er absolvierte die Mittelschule und maturierte im Jahr 1896. Das anschließende Hochschulstudium an der Universität Wien schloss er 1902 mit der Promotion zum Doktor der gesamten Heilkunde ab. Nach der Ableistung des Militärdienstes als Einjährig-Freiwilliger bei den berittenen Tiroler Landesschützen praktizierte er mehrere Jahre an verschiedenen Krankenhäusern (Wien, Hamburg) und unterschiedlichen Abteilungen.
Diesen vielseitig ausgebildeten Arzt betraute die Hohenemser Gemeindevertretung in der Sitzung vom 12. Juni 1907 mit der Führung des neuerbauten „Kaiserin-Elisabeth-Krankenhauses“, das am 6. Jänner 1908 eröffnet wurde. Bald stellte sich heraus, dass mit viel Glück gewählt worden war, denn kaum hatte Primarius Dr. Neudörfer seine Tätigkeit als Chirurg aufgenommen, verbreitete sich sein ärztlicher Ruf im ganzen Land, und das Ansehen des Hohenemser Krankenhauses darf ohne Zweifel auf das Konto seiner ärztlichen Kunst und seiner sozialen Einstellung gebucht werden.
Im Ersten Weltkrieg war Dr. Neudörfer als Regimentsarzt größtenteils an der russischen Front im Einsatz und wirkte dort vorbildlich und segensreich. Für das Hohenemser Krankenhaus bedeutete der Kriegseinsatz Dr. Neudörfers, dass der Betrieb der chirurgischen Abteilung eingestellt werden musste. Als Dr. Neudörfer vom Kriegsdienst zurückkehrte, konnte das Spital am 22. Oktober 1918 seinen normalen Betrieb wieder aufnehmen. Sein Streben war, das Krankenhaus durch Anschaffung neuer Hilfsmittel und Benützung moderner Behandlungsmethoden noch leistungsfähiger zu machen. Die damals sehr moderne Einrichtung des Krankenhauses wurde von Dr. Neudörfer teilweise selbst finanziert. Seine großen Leistungen als Arzt wurden 1920 durch die Verleihung des Titels Medizinalrat gewürdigt.
Mehr als ein Jahrzehnt harter Arbeit mit vielen Sorgen um die kranken Menschen in seinem Spital folgte, und nicht immer war es Dank, den er erntete. Der Menschenkenner Dr. Neudörfer war von der Notwendigkeit der ärztlichen Autorität überzeugt, und er forderte von den Patienten absoluten Glauben an den Arzt als erste Voraussetzung einer möglichen Heilung. Er war in tausenden Fällen Tröster und Helfer leidender Menschen.
Für seine großen Verdienste verlieh ihm der Bundespräsident am 22. Jänner 1933 den Titel Obermedizinalrat, und die Gemeindevertretung ernannte Dr. Neudörfer in einer Festsitzung am gleichen Tag einhellig zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Hohenems.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Dr. Neudörfer im Jahr 1946 durch das Vertrauen seiner Kollegen in die provisorische Ärztekammer und später als Vorsitzender in den Landessanitätsrat berufen. Als er am 1. Dezember 1948 im Alter von fast 72 Jahren das Skalpell aus der Hand legte und in den Ruhestand trat, war das für den bis dahin rastlos Tätigen ein schweres Opfer.
Nahezu 30.000 Operationen hatte er in den 40 Jahren, die er als Primararzt und Chirurg im Hohenemser Krankenhaus wirkte, durchgeführt, und die Erfolge zeugten von seinem großen Können und festigten seinen hervorragenden Ruf auch über die Landesgrenzen hinaus. Als sozial denkender und handelnder Mensch, der besonders für die ärmeren Volksschichten viel Gutes getan hat, der in der Behandlung der Kranken keinen Unterschied zwischen arm und reich kannte, war er von beispielhafter humaner Größe.
Über seine Tätigkeit im Hohenemser Krankenhaus hinaus wurde Dr. Neudörfer als ärztlicher Begutachter in strittigen Fällen herangezogen. Aus dem Schatz seiner reichen Erfahrungen veröffentlichte er manchen Beitrag in der Fachliteratur, und als Vortragender vor allem im Ärzteverein Sankt Gallen genoss er hohes Ansehen. Dort bekannte der bereits Sechzigjährige einmal vor seinen Berufskollegen: „In schweren Nächten habe ich um die Gnade gerungen, auch ein Arzt sein zu dürfen, und ich weiß heute noch nicht, ob mir diese Gnade zuteil geworden ist.“ Er war ein Arzt!
Dr. Arthur Neudörfer hatte 1907 in Wien die Krankenschwester Camilla Luthar geheiratet, die später jahrelang im Hohenemser Spital an der Seite ihre Mannes tätig war. Die Ehe blieb kinderlos. Die Familie Neudörfer bezog das neben dem Krankenhaus stehende ehemalige Gasthaus „Habsburg“, das die Gemeinde zur Einrichtung einer Arztwohnung gekauft hatte, und dort wohnte sie über 40 Jahre.
Am 31. Mai 1952, wenige Monate nach Vollendung seines 75. Lebensjahres, starb Dr. Neudörfer nach kurzer Krankheit im Hohenemser Spital, dort wo er jahrzehntelang als Helfer und Tröster der leidenden Menschen gewirkt hatte.
Heribert Fenkart, 1984