Brunnerweg

1961 benannt. Verbindung von der Schweizer Straße zur Graf-Kaspar-Straße. Von 1909 bis 1938 hieß der obere Teil der jetzigen Schweizer Straße Brunnerstraße.

Familie Brunner

(in Hohenems von 1748 bis Anfang des 20. Jahrhunderts)

Die Israelitenfamilie Wolf, seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in Sulz (Vorarlberg) ansässig, wurde 1748 in Hohenems aufgenommen und führte ab 1813 den Familiennamen Brunner. Eine kleine Metzgerei, verbunden mit Viehhandel, brachte Heinrich und Arnold Brunner einen bescheidenen Wohlstand innerhalb der Israelitengemeinde. Heinrich Brunners Söhne erarbeiteten sich durch hervorragende kaufmännische Begabung, durch Energie und Ausdauer ein großes Vermögen. Sie bewogen schon 1835 den Vater zur Aufgabe der Metzgerei und sorgten vorbildlich für ihre Familienangehörigen in Hohenems. Die Familie Brunner dürfte schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts größere Grundstücksflächen am Emsbach besessen haben. Diesen Schluss kann man ziehen, wenn man liest (Aron Tänzer, Die Geschichte der Juden in Hohenems, S. 231), dass Heinrich Brunner 1846 zur notwendigen Emsbachregulierung und Dammerhöhung als Hauptinteressent 600 Gulden der insgesamt 2500 Gulden Gesamtkosten zu tragen hatte. Die Christengemeinde trug 7/10 und die Judengemeinde 3/10 der Restkosten.

Vor allem Marco Brunner (geboren am 28. September 1817), der ursprünglich für den Beruf des Vaters als Viehhändler bestimmt gewesen war, arbeitete sich aus eigener Kraft hoch. Nachdem er schon im Alter von zehn Jahren seinen Vater zum Vieheinkauf begleitet hatte, ja schon selbst Vieh einkaufte, finden wir ihn als Fünfzehnjährigen bei seinem um sechs Jahre älteren Bruder Jakob in Triest, wo die beiden jungen Leute ein Manufakturwarengeschäft gründeten und zu bedeutendem Umfang ausbauten. Marco Brunner übernahm dann allein die Einkaufsstelle in Sankt Gallen, wo sich sein kaufmännisches Talent großartig entfaltete. Sein Grundsatz war, sofort alles bar zu bezahlen, und so wurde er von den Verkäufern bevorzugt und auch billiger mit Ware beliefert.

Als der Absatz der Schweizer Textilien in Triest wegen der englischen Konkurrenz immer schwieriger wurde, verlegte er sich erfolgreich aufs Bankfach und baute sein Unternehmen nach und nach zu einer der ersten schweizerischen Privatbanken auf. Im Alter von 65 Jahren zog er sich von seinen Geschäften zurück, sein Sohn Lucian Brunner trat als Kompagnon in die Firmen in Triest und Sankt Gallen ein, die allerdings nach dem Tod Marcos und Jakobs 1888 und 1893 liquidiert wurden.

Da sich Marco Brunner viel in seinem großen Haus in Hohenems (heute: Schweizer Straße 33, „Brunnerhaus“) aufhielt, konnte er sich intensiv um die Belange der Judengemeinde kümmern. Brunner war ein Mann des Fortschritts, seine Tatkraft wirkte sich auch auf die ganze Gemeinde Hohenems aus, so zum Beispiel als Ausschussmann bei der Umwandlung der Israelitengemeinschaft zur politisch selbständigen Judengemeinde. In Beratungen über Gemeindeeinrichtungen der Juden in Hohenems war das Wort Marco Brunners oft entscheidend, und seine Energie brachte manches segensreiche Werk zur Durchführung. Er genoss aber nicht nur in Hohenems, sondern auch in Triest und Sankt Gallen hohes Ansehen. Der hochherzige Wohltäter der Armen Marco Brunner starb am 18. Juli 1888. Eine Marco-Brunner-Stiftung der Erben unterstützte großzügig die israelitische Kultusgemeinde.

Der Jurist Dr. Lucian Brunner, der Sohn Marcos, Bankier und Unternehmer, war ab 1889 Mitglied der Kommission, die das Projekt einer direkten Bahnverbindung von Hohenems aus ins schweizerische Rheintal beriet. Dr. Norbert Peter schrieb in seiner Dissertation „Die parteipolitischen Verhältnisse in der Marktgemeinde Hohenems in den Jahren 1849-1918″ im Kapitel „Trambahn-Projekte“: „Die 9,2 km lange Bahn sollte auf günstigem Terrain-Untergrund (beginnend beim Bahnhof Hohenems) verlaufen, lediglich die Überbrückung des Rheins verursachte technische Schwierigkeiten. In einem im Februar 1891 erstellten Konzessionsgesuch finden sich nähere Details über die Straßenbahn. Mangels elektrischer Energie musste bereits im Projekt auf Dampflokomotiven ausgewichen werden. Täglich sollten mindestens vier Züge in jeder Richtung verkehren mit einer Geschwindigkeit von nicht unter 15 km/h, soweit sich der Zug nicht in Ortschaften bewegt. Durch die Ortschaften würde die Geschwindigkeit auf 10 km/h reduziert. Obwohl das Projekt durch die Unterstützung des Bankiers Lucian Brunner finanziell abgesichert war, scheiterte es wegen der im Gang befindlichen Verhandlungen um die Rheinregulierung.“

Jahre später stand Lucian Brunner in Wien an der Spitze eines Bankhauses und mehrerer großindustrieller Unternehmen. Im Wiener Gemeinderat setzte er sich zur Zeit des Bürgermeisters Karl Lueger energisch und erfolgreich für die Rechte der Juden ein. Dem bedeutenden Arzt aus Hohenems, Dr. Simon Steinach, der seit 1893 in Wien gelebt hatte, hielt er bei dessen Begräbnis 1904 einen ehrenden Nachruf und würdigte ihn als Arzt, Freund und Berater.

Noch einmal, im Jahr 1911, bemühte sich Lucian Brunner um die Vorkonzession einer Normalspurbahn Hohenems-Lustenau. Der Erste Weltkrieg machte diese Pläne zunichte.

Die vorher erwähnten Grundstücke des Heinrich Brunner, ob der Bahn an der heutigen Schweizer Straße zum Emsbach hin gelegen, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von Brunners Erben, die vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika und in England leben, an Bauwerber verkauft. Heute stehen darauf schöne Einfamilienhäuser.

Heribert Fenkart, 1984

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