Kultur

„Über die Grenze“: 52 Hörstationen mit Fluchtgeschichten von 1938 bis 1945

Tausende Flüchtlinge versuchten zwischen März 1938 und Mai 1945 über Vorarlberg die rettende Schweiz zu erreichen: Verfolgte Juden, politische Gegner der Nazis, Deserteure, Kriegsgefangene, Zwangs- und Fremdarbeiter aus besetzten Ländern Europas. Bereits im Sommer 1938 begann die Schweiz, die Grenzen abzuriegeln.

Fluchthelfer auf beiden Seiten der Grenze konnten manchen noch ein Entkommen ermöglichen, aber es gab nun nur noch illegale Wege in die Freiheit.

Entlang der Radroute Nr. 1, von Bregenz bis Partenen, und an ausgewählten Orten in der Schweiz und in Liechtenstein, markieren symbolische Grenzsteine 52 Hörstationen zu diesen Flüchtlingsschicksalen und laden per QR-Code dazu ein, sich auf die Geschichte des jeweiligen Ortes einzulassen, innezuhalten und die Umgebung aufmerksam wahrzunehmen.

Am Montag, dem 13. Juni 2022, informierten der Direktor des Jüdischen Museums, Hanno Loewy, Urs Treuthardt (Geschäftsführer Bodensee Vorarlberg Tourismus), Vize-Bürgermeisterin Patricia Tschallener, Victoria Kumar (_erinnern.at_) und Eva Häfele (Radlobby Vorarlberg) im Rahmen einer Pressekonferenz über dieses neue Projekt „Über die Grenze“ mit 52 Hörstationen.

„Über die Grenze“ erzählt von Odysseen durch ganz Europa und von einheimischen Schmugglern, die zu Fluchthelfern werden, von Liebenden, die aus dem Gefängnis ausbrechen und Kriegsgefangenen, die sich verirren, von protestierenden Schülern und Verhören durch die Gestapo, von Abenteuern am Geburtstag, von gefährlichen Wegen über den Rhein und die Berge – von menschlichem Mut, Behördenwillkür und Widerstand.

Die Erfahrungen der Flüchtlinge spiegeln sich in persönlichen Briefen aus der Zeit der Verfolgung, Dokumenten der deutschen und Schweizer Behörden, in Erinnerungen von Zeitzeugen und Fotografien von Schauplätzen. Aus ihnen entsteht ein Bild der damaligen Ereignisse aus vielen Perspektiven – zu hören, zu lesen, zu sehen. Unterwegs mit dem Fahrrad zwischen See und Bergen, auf beiden Seiten des Rheins, beiden Seiten einer Grenze, die noch heute zugleich trennt und verbindet.

Als Plattform für diese Erkundung der Grenzlandschaft dient die Website www.ueber-die-grenze.at!

Die Eröffnung der 100 Kilometer langen Hör-Route wird am 3. Juli 2022 mit einer Fahrradsternfahrt und einem Festakt auf dem Hohenemser Schlossplatz begangen – mit Nachkommen von Flüchtlingen und Fluchthelfern.

Weitere Infos unter www.grenzen.jm-hohenems.at

Fotos: Dietmar Walser

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