Ende des Jahres feiert das Hohenemser Oberflächenunternehmen Collini seinen 125. Geburtstag und unterstützte zu diesem Anlass die Realisierung eines besonderen Projekts zur Gedenkkultur: Organisiert vom Jüdischen Museum fand deshalb am Freitag, dem 3. sowie Samstag, dem 4. November 2023, eine Veranstaltung zu Ehren des politischen Schriftstellers und Lyrikers Jura Soyfer statt.
Schon zur Begrüßung wies Museumsdirektor Hanno Loewy auf die „brennende Aktualität“ des Themas hin und nach kurzer Zeit des Zuhörens wurde klar: Die bald 100 Jahre alten Texte und Lieder wirken alles andere als veraltet; es gibt viele Parallelen zwischen dem aktuellen Weltgeschehen und dem Leben Jura Soyfers. 1912 als Sohn jüdischer Eltern in Charkiw geboren, flüchtete Soyfer als Kind mit seiner Familie aus der Ukraine nach Wien. Er war schon früh politisch interessiert und besaß ein Gefühl für Sprache. Bereits in jungen Jahren war er als politischer Schriftsteller aktiv. Als jüdischer Kommunist versuchte Soyfer 1938 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich über Gargellen in die Schweiz zu flüchten, wurde dabei jedoch festgenommen. Weniger als ein Jahr später starb er mit nur 26 Jahren im KZ Buchenwald.
„Verantwortung, die übers Werkstor hinausgeht“ als zentraler Unternehmenswert
In seinen Werken lebt Jura Soyfer weiter. Um diese auch dem Vorarlberger Publikum nahezubringen, initiierte Collini das Projekt „Sturmzeit“. Mit Sabina Hank, Michael Köhlmeier, Tini Kainrath und Reinhold Bilgeri konnten vier erstklassige heimische Künstler dafür begeistert werden, gemeinsam seine Geschichte zu erzählen. An zwei Abenden konnte das Publikum die bewegende Premiere des weitsichtigen Lyrikers erleben.
Auch Unternehmen wie Collini sind immer wieder mit den Folgen „stürmischer Zeiten“ konfrontiert; ständiger Wandel ist das neue Normal. Gerade deshalb sieht Collini es als wichtig an, sich in Zeiten wie diesen an den lang bewährten Unternehmenswerten zu orientieren. Die nun beinahe 125 Jahre dauernde Erfolgsgeschichte war nur möglich, weil sich das Unternehmen beständig um eine positive Wechselbeziehung zwischen Unternehmen und Gesellschaft bemühte. Bereits der Firmengründer Damian Collini war ein Einwanderer aus dem Trentino (Italien). Bei Collini wurden die Tore seither für Menschen mit Migrationshintergrund stets weit offengehalten. Bis heute haben unzählige Auswanderer und Flüchtlinge aus ihrer Heimat tatkräftig zur positiven Unternehmensentwicklung beigetragen. Die Verschiedenheit von Menschen hat den Erfolg des Unternehmens erst ermöglicht. Collini wirbt daher leidenschaftlich für eine Vielfalt von Persönlichkeiten und Kulturen sowie gelebte Toleranz.
Fotos: Michael Nussbaumer