Trockenmauern sind charakteristische Elemente der traditionellen bäuerlichen Kulturlandschaft in unserer Region. Sie bestehen als Eigentumsabgrenzung, aber auch als Stützmauern entlang von Wegen und Steigen.
Lesesteinmauern sind auch naturkundlich von Bedeutung, da sie aufgrund ihrer zahlreichen Strukturierungen und Höhlensysteme sowie durch die Speicherung der Wärme vielen einheimischen Tieren und Pflanzen Lebensraum bieten. Das sind z. B. Eidechsen, Ringelnatter, Wildbienen, Hummeln und verschiedene Insekten. Auch trockenheitsliebende Pflanzen wie Steinbrech, Thymian, Mauerpfeffer oder Fetthenne finden hier optimale Wuchsbedingungen.
Nachdem über Generationen hinweg Steine aus den Feldern gelesen wurden, um die Bewirtschaftung zu erleichtern, fielen in den letzten Jahrzehnten viele Lesesteinmauern der Flurbereinigung zum Opfer. Ziel ist daher die dauerhafte Bestandssicherung oder Neuanlage dieser ökologisch und landschaftsästhetisch bedeutsamen Landschaftselemente.
Die Trockensteinmauer am Engelsplatz wurde nach einer Einigung von langjährigen Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Gemeinden Lustenau und Hohenems ab dem Jahr 1852 zu gleichen Anteilen errichtet. Im Jahr 1956 ersuchte der Alpmeister von Lustenau um den Abbruch der Mauer auf dem Engelsplatz. Diesem Ansuchen wurde damals seitens der Gemeinde Hohenems nicht stattgegeben. Es wurden aber in den vergangenen Jahrzehnten viele Steine für den Bau der Wochenendhäuser am Engelsplatz entwendet, aber auch ganze Abschnitte sind dem Güterwegebau in den 80er-Jahren zum Opfer gefallen.
Ziel war es, aus den noch vorhandenen Fragmenten und herumliegenden Steinen den Abschnitt zwischen dem Wegkreuz und der Emser Hütte wiederherzustellen.
Somit wurde im Jahr 2022 unter fachkundiger Anleitung von Landschaftsgärtner Ralph Seggl aus Emsreute mit dem städtischen Forstteam der erste Abschnitt errichtet.
Im vergangenen Jahr konnten die „Bildungswerkstatt WALD“ aus dem Burgenland dafür gewonnen werden; im Zuge von zwei Waldprojektwochen mit jugendlichen Gymnasiasten aus Deutschland – gepaart mit ukrainischen Kriegsvertriebenen – im Rahmen einer Begegnungswoche.
Auch die Lebenshilfe Vorarlberg brachte sich mit den Menschen mit besonderen Bedürfnissen vom Gutshof Heidensand in Lustenau sehr wertvoll ein. Die Steine wurden freigelegt und sortiert, Unkraut gemäht und die Mauer von Bewuchs befreit. Ein Dank gilt dem Koordinator vom Heidensand Florian Peter.
Vergangene Woche waren sieben erwachsene Personen aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, welche im Team für die „Bildungswerkstatt WALD“ tätig sind, im Rahmen eines gegenseitigen Austausches vor Ort und erweiterten die Trockensteinmauer um einen wesentlichen Abschnitt.
Unter fachkundiger Anleitung von Kerstin Hruza aus Wien – auch Obfrau der Bildungswerkstatt – wurden mehrere Tonnen loses Gestein bei traumhaften Wetterverhältnissen in eine schöne Mauer verwandelt.
Das Team nächtigte in der Emser Hütte und wurde von der „Hüttenhexe“ Nicole mit ihrem Team bestens und großzügigst verpflegt. Ein großes Danke an Nicole mit Team!