Kultur

Innenstadt wird zur Theaterbühne!

Regisseurin Brigitte Walk im Gespräch mit der Blättle-Redaktion über den „Theaterspaziergang – Die Nibelungen“, der wetterbedingt nun am Dienstag, dem 6. August 2024, startet:

„Der Theaterspaziergang findet heuer ja bereits zum zweiten Mal statt. Es ist eine Wiederaufnahme, weil das Stück im vergangenen Jahr so gut ankam. Das hat uns natürlich sehr gefreut, dass sich derart viele Leute dafür interessiert haben, wie wir das Thema im Stadtraum inszenieren – und das bei großer Hitze. Ich denke, es sind die auf die heutige Zeit übertragbaren Aspekte dieses alten Epos, die wir herausarbeiten und die den Menschen gefallen.

Warum, wieso Hohenems?

Zum einen ist da die Faszination darüber, dass die entscheidende Handschrift des Nibelungenliedes in Hohenems gefunden wurde. Warum, wieso in dieser kleinen Stadt und nicht in einer Hauptstadt? Interessant ist, dass die Grafen von Hohenems ihre Bibliothek im Palast ganz offensichtlich mit etwas Wertvollem bestücken wollten – sei es zur Repräsentanz oder vielleicht auch einfach nur zum eigenen Vergnügen. Allein diese Erzählung finde ich fantastisch.

Die Nibelungensage erzählt den Übergang in die Neuzeit

Zum anderen ist da die Geschichte selbst: ein nationales Heldenepos aus Deutschland – warum soll das dargestellt werden? Je mehr ich mich damit befasst habe, desto mehr habe ich gemerkt: Da gibt es unglaublich viele spannende Figuren, die nicht nur einfach die Geschichte des Helden erzählen, sondern das Heldenhafte als Haltung. So beschreibt das Nibelungenlied den Übergang einer Gesellschaft, die noch sehr archaisch ist und die sehr auf ihren Traditionen beruht, in eine neue Gesellschaftsordnung. Eine, die vermutlich liberaler ist und die mehrere Perspektiven zulässt und sich nicht so sehr an Überkommenes, Familie, Ehre, Königswürde und dergleichen hält.

Diese Geschichte, die Originalfassung des Nibelungenliedes, habe ich soweit zusammengestrichen, dass ich das Gefühl hatte, wir sprechen die Originalfassung. Im Vordergrund stehen die starken Frauenfiguren, die nicht nur als Sprungbretter für die Handlungen und das Ehrenwerte der Helden zur Verfügung stehen, sondern als eigenständige Handlungsfiguren, die etwas vorwärtsbringen.

Auch das Motiv der Gewalt hat uns sehr interessiert: Wenn sich eine Beziehung auf Lügen stützt und Betrug und Dinge nicht offengelegt werden, dann kann die Reaktion eine sehr gewalttätige sein. Und wo Gewalt gesät wird, wird auch Gewalt geerntet. Das ist ein weiterer Aspekt des Epos, der mich sehr berührt und gleichzeitig irritiert hat.

Ich mag auch die Orte, die wir gefunden haben, um die Geschichte zu erzählen, zum Beispiel das Beinhaus. Es sind der Geschichte kongruente Plätze, die den jeweiligen Stand der Geschichte gut fassen und deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir auch in diesem Jahr wieder den ‚Theaterspaziergang – die Nibelungen‘ im Hohenemser Stadtraum zeigen dürfen.“

„Theaterspaziergang – Die Nibelungen“

  • Wann: Freitag, 9. und 16. August, 17 Uhr sowie Dienstag, 6. und 13. August 2024, 18 Uhr.
  • Dauer: ca. 1,5 Stunden.
  • Treffpunkt: Stadtmarketing Hohenems, Marktstraße 2.
  • Alle Infos und Tickets: hohenems.travel

Eine Produktion von walktanztheater.com im Auftrag des Stadtmarketings Hohenems.

Foto: Nick Wolfgang

Foto: Sarah Mistura

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