Auf den Spuren einer jüdischen Hohenemser Familie in Izmir (Türkei). Ein ungewöhnliches Theaterprojekt an einem sehr spannenden Ort in Hohenems.
Hohenems ist reich an Kunst und Kultur und an Wirtschaftsbetrieben, eine Symbiose dieser unterschiedlichen Bereiche wird seit längerer Zeit gepflegt und hat durch die Inszenierung ‚Hirschfelds go to Izmir‘ von walktanztheater.com kürzlich neue Impulse erfahren.
Das Publikum fand sich in der ‚Garage‘ genannten alten Obwegeser-Schlosserei auf dem Firmenareal der Firma Collini wieder, in einem rauen, ungewöhnlichen Ambiente, dennoch einladend zum Theaterraum umgestaltet.
Viel Publikum ließ sich diese Geschichte der Auswanderung einer Hohenemser jüdischen Familie von den zwei hervorragenden Schauspielern Özge Dayan-Mair und Suat Ünaldi erzählen, staunte über Details zur Hohenemser Geschichte, die Auswanderung gesetzlich notwendig machte und spürte Sehnsucht nach der Wärme des Mittelmeers in den Bildern und Filmen aus Izmir.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Collini wurden ebenso im Publikum gesichtet wie Politik, Vertreterinnen unterschiedlicher Institutionen und viele interessierte Menschen mit Migrationshintergrund. Wer Türkisch versteht, verstand den einen oder anderen humorvollen und emotionalen Moment auch sprachlich und konnte sich daran erfreuen. Spannend war jedoch, dass offensichtlich eine fremde Sprache verständlich ist, wenn der Kontext sich erschließt und die Emotion lesbar wird. Somit wurden auch Passagen, die nicht deutsch gesprochen wurden, wie selbstverständlich Teil des Stückes und zeigten die multiperspektivische Anlage. Ein junges Paar sprach abwechselnd miteinander, dann wieder mit den fiktiven Figuren der Hirschfelds über Zeiten und Distanz hinweg und erlebte so eine Geschichte in der Gegenwart und auf der Reise ebenso wie in der Vergangenheit und am selben Ort.
Zwei Figuren, zwei Orte, zwei Zeiten wurden erzählt, daraus ergaben sich reizvolle Begegnungen und Reibungen, manchmal erzählte die junge Frau Herrn Hermann Hirschfeld über dessen Zukunft, einmal meinte Herrmann Hirschfeld, sie solle zu ihm in die Vergangenheit kommen, da sei sie vor einem Anschlag sicher.
Theater kann heute an jedem Ort stattfinden, wenn es so gut gemacht ist wie dieses Stück, es kann mitnehmen, überzeugen, eine differenzierte Geschichte erzählen und viel Atmosphäre ausstrahlen. Das ist mit dieser Inszenierung auf jeden Fall gelungen, die jetzt auf Tournee gehen wird und hoffentlich noch viele Aufführungen erleben wird.
Weitere Infos unter www.walktanztheater.com