Viele Menschen fühlen sich unsicher, wenn es um Erste Hilfe geht. In Vorarlberg gibt es nur knapp 40 Prozent Laienreanimationen bei Herz-Kreislauf-Stillständen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass in 60 Prozent der Fälle die Betroffenen keine sofortige Reanimation vor Ort erhalten und daher eine geringere Überlebenschance haben.
Oberarzt Christian Wallezcek, leitender Notarzt am Landeskrankenhaus Feldkirch, hat dazu eine eindringliche Botschaft: „Leisten Sie Erste Hilfe, so gut Sie können. Die Herzdruckmassage ist die einzige Chance für Patientinnen und Patienten.“
Was bei Herzstillstand passiert
Das Herz hört auf zu schlagen und pumpt kein Blut mehr durch den Kreislauf. Das Gehirn reagiert sehr empfindlich auf den beginnenden Sauerstoffmangel und nimmt praktisch mit dem Eintreten eines Herz-Kreislauf-Stillstandes bereits Schaden. Nach nur wenigen Sekunden tritt Bewusstlosigkeit ein, nach wenigen Minuten entwickeln sich nicht wiedergutzumachende Hirnschäden, und nach fünf, sechs Minuten kann man davon ausgehen, dass das Gehirn schwer geschädigt ist.
Blutkreislauf aufrechterhalten
Obwohl professionelle Hilfe durchschnittlich in sieben bis acht Minuten eintrifft, kommt diese oft zu spät. Eine Herzdruckmassage kann jedoch einen minimalen Kreislauf aufrecht und das Gehirn am Leben erhalten, bis der Rettungsdienst eintrifft. Selbst wenn man unsicher bei der Herzdruckmassage ist, ist es besser „schlecht“ zu drücken als gar nicht. „Und wer sich davor scheut, eine Mund-zu-Mund-Beatmung zu machen, kann diese weglassen und stattdessen nur die Herzdruckmassage durchführen“, empfiehlt der Notarzt. Auch das erhöhe die Überlebenschancen bereits deutlich.
Die Rettungskette
In der Rettungskette spielt außerdem die frühe Defibrillation eine wichtige Rolle. Entsprechende Geräte sind an vielen öffentlichen Orten verfügbar. Ersthelfer werden automatisch mit einfachen Anleitungen durch die Anwendung geführt. Damit steigen die Chancen von Betroffenen, einen Herzstillstand zu überleben, weiter. „Falsch ist nur, nichts zu tun“, bringt es Dozent Matthias Hohlrieder, leitender Flugrettungsarzt in der Flugrettung Vorarlberg, Christophorus 8, Anästhesist und Intensivmediziner am LKH Feldkirch, auf den Punkt.
Ist der Notruf abgesetzt, entscheidet die Rettungs- und Feuerwehrleistelle (RFL) in Feldkirch, welche Einsatzkräfte zum Vorfallsort geschickt werden: Rettungswagen, Notarzt oder Hubschrauber. Im Krankenhaus geht es für die Patienten dann zuerst in den Schockraum, wo die nötigen lebenserhaltenden Maßnahmen eingeleitet werden, und anschließend meistens auf die Intensivstation, wie DGKP Wolfgang Walser erklärt.
Wie erkenne ich einen Notfall?
Am einfachsten ist es, den Notruf zu wählen und den geschulten Personen der RFL die Situation zu schildern. Mit speziellen Fragen wird geklärt, ob es sich um einen Notfall handelt. Die RFL-Mitarbeitenden geben klare Anweisungen, welche weiteren Maßnahmen zu treffen sind, und alarmieren ihrerseits die erforderlichen Rettungskräfte.
Keine Scheu vor Erste-Hilfe-Leistung
Als Ersthelfer kann man nichts falsch machen. Im Gegenteil, das einzige Falsche ist, nichts zu tun. Denn auch eine nicht professionell durchgeführte Herzdruckmassage kann die Überlebenschancen erhöhen. Für mehr Handlungssicherheit ist es natürlich empfehlenswert, die persönlichen Kenntnisse in Erste Hilfe regelmäßig aufzufrischen. Im Notfall können diese Leben retten.
Quelle:
Infos entstammen einer Med Konkret-Veranstaltung, einer Kooperation der VN mit den LKH.
Infos zu weiteren Veranstaltungen: www.landeskrankenhaus.at/medkonkret