„Es ist unerlässlich, dass wir uns mit der Vergangenheit, mit unserer Geschichte auseinandersetzen. Das schützt uns auch vor jenen Kräften, die die Geschichte gerne umerzählen, umdeuten und für ihre Interessen instrumentalisieren wollen“, so Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink am Donnerstag, dem 11. November 2021, im Jüdischen Museum Hohenems bei der Präsentation des Projektes „Digitale Erinnerungslandschaft (DERLA)“, mit dem die Erinnerungsorte und -zeichen der Opfer und der Orte des Terrors des Nationalsozialismus in Vorarlberg erfasst wurden.
Damit beauftragt war „_erinnern.at_“, das „Holocaust Education Institut“ des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung mit Vereinssitz in Bregenz. Entstanden ist eine digitale Landkarte, die alle Erinnerungsorte in ihrem historischen Bezug verzeichnet und Vermittlungsangebote für Schulen anbietet.
„Mit diesem Forschungsprojekt wurde ein wichtiger Kulturschwerpunkt im Arbeitsprogramm der Landesregierung aufgegriffen. Ziel ist es, die zeitgemäße Diskussion über tradierte Manifestationen der Gedenk- und Erinnerungskultur, über Mahn- und Denkmäler fortzuführen“, so die Landesstatthalterin. Gerade für die jungen Menschen sei es angesichts der Vielfalt unterschiedlicher, sehr leicht digital zugänglicher Informationen wichtig, Orientierungs- und Handlungskompetenz zu erwerben, um sich für Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie einzusetzen, betonte sie.
Seit September 2021 ist die gemeinsam von „_erinnern.at_“, dem „Centrum für Jüdische Studien“ und dem „Zentrum für Informationsmodellierung“ (beide Karl-Franzens-Universität Graz) entwickelte Website www.erinnerungslandschaft.at online. Ziel ist es, die Orte des nationalsozialistischen Terrors und Zeichen der Erinnerung an die Opfer in ganz Österreich zu erfassen. Die Recherchen für Vorarlberg sind abgeschlossen, ebenso die der Steiermark. Weitere Bundesländer – Tirol, Kärnten und Burgenland – sind in Umsetzung.
DERLA besteht aus vier zentralen Elementen, erläuterten „_erinnern.at_“-Geschäftsführer Patrick Siegele und Professor Gerald Lamprecht von der Uni Graz:
- Eine interaktive Karte der Erinnerung führt zu den einzelnen Erinnerungsorten und ermöglicht mittels Filter- und Suchfunktionen umfangreiche Recherchen.
- Im Namen-Archiv werden all jene Menschen, die auf den Erinnerungszeichen genannt sind, biografisch vorgestellt.
- Im Vermittlungsportal finden sich Angebote für die Schulen. Das historische Lernen mit DERLA kann sowohl vor Ort als auch im Klassenzimmer erfolgen.
- Die Wege der Erinnerung führen entlang kuratierter Routen. Es sind virtuelle Ausstellungen zu spezifischen Themen.
In Vorarlberg hat Victoria Kumar, Historikerin bei „_erinnern.at_“, das Projekt von September 2019 bis August 2021 umgesetzt. Insgesamt sind rund 130 Erinnerungszeichen in 34 Vorarlberger Gemeinden identifiziert, fotografisch dokumentiert und historisch beschrieben worden. Außerdem wurden 250 Kurzbiografien der auf den Erinnerungszeichen genannten Personen recherchiert sowie Vermittlungsangebote zur Arbeit mit Schülern entwickelt.