Abstraktion
Von 19.000 auf 1 Quadratmeter
Einen Einschnitt, der in der gesamten Welt bis tief in unsere Zeit wirkt, und dem gerade auch Hohenems in der eigenen Geschichte sehr verbunden ist, markieren die Verbrechen am jüdischen Volk im zweiten Weltkrieg. Das vor 12 Jahren in Berlin Mitte eröffnete Denkmal für die ermordeten Juden Europas hat den Auftrag, diesen unseligen Einschnitt in der Geschichte der Menschheit unvergessen zu machen. Zu mahnen und zu wehren.
Die Fotokünstlerin Annabell Stübe hat in ihren Betrachtungen noch weitere Aspekte des Mahnmals wahrgenommen. Sie hat das 19.000 m2 große und 2.711 Stelen umfassende Feld als Ort der bewussten und tiefgründigen Begegnung einerseits sowie als Manifest des Weitergehens andererseits erlebt. Als mahnende Erinnerung, nicht im Einschnitt und in der Verletzung zu verharren, sondern sich, ohne zu vergessen, dem hoffnungsvollen Versuch des Überwindens zu widmen.
Wie es ihre Arbeit auch schon bislang prägte, setzt Annabell Stübe dabei auf Reduktion. Schwarzweiß fotografiert und um etlichen Lichtanteil reduziert, erzielt sie dabei neue Ergebnisse und Wirkungen. „Schwebende Flächen“ oder „Stiegen nach oben“ fordern auf, loszulassen und laden ein, als öffnende Kraft für Weiterentwicklung oder auch als erweiterndes und neue Perspektiven bringendes Moment verstanden zu werden. Die Abstraktion der 19.000 auf einen Quadratmeter macht die Installation sehr konkret und bringt sie in dieser Dimension an diesem Ort am Hohenemser Emsbach auch irgendwie näher.
Und aus diesem Bewusstsein heraus, könnte eine neue Haltung entstehen: Eine entwicklungsorientierte und veränderungsbereite, eine begegnende, inkludierende und nicht teilende.
Die Kunstfotografin Annabell Stübe ist seit jeher fasziniert von der Einzigartigkeit der Natur. So entstanden in den ersten Jahren ihres Schaffens überwiegend Makroaufnahmen von Blüten, Blättern und Blumen – bildfüllende Details.
In den Folgejahren widmete sich die Fotografin dem Thema Bäume. Mit Hilfe einer analogen Mittelformatkamera entstanden bewegte Bilder in schwarz/weiß. Der Baum als Symbol für verwurzelt sein, für die Urkraft und Ruhe.
In ihren Fotografien ist es ihre eigene verzögerte Bewegung, die bewegt. Neue Ansichten, neue Bilder entstehen und die Erkenntnis, dass auch Entschleunigung bewegt. Das dazu erschienene Fotobuch „treemotion“ , erhielt 2006 die Auszeichnung als eines der 12 schönsten Bücher Österreichs.
Den nächsten Arbeitszyklus widmete Stübe Menschen, die Sie in ihrem alltäglichen Umfeld portraitiert. Daraus entstand 2016 der Bildband „Altiger“.
Annabell Stübe
geboren am 10.03.1973 in Hohenems, lebt in Altach
verheiratet, zwei Töchter
seit 2007 Mitglied der Berufsvereinigung bildender Künstler Vorarlberg
zahlreiche Ausstellungen, u.a. Altach, Bregenz, Mannheim, Ibiza
Veranstalter: 1m2 Kunst
Uhrzeit: 18 Uhr
Adresse: Volksschule Markt, Kirchplatz, Hohenems, Österreich
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