Vortrag von Omri Boehm (New York), in englischer Sprache, anschließend im Gespräch mit Hanno Loewy (Hohenems)
In einem inzwischen klassischen Essay hat der israelische Philosoph Yehuda Elkana einmal geschrieben, das „Holocaust- Gedenken“ sei die größte Bedrohung der israelischen Demokratie – ja von Israels Existenz.
Die wichtigste Bürgerpflicht im Lande bestünde darin, „vergessen zu lernen“.
Elkana traf damit einen Punkt: Staatsbürgerschaft in Israel wird durch die Macht der politischen Erinnerung in Frage gestellt. Während das Holocaust-Gedenken als verbindendes Element betrachtet wird, dass „uns alle“ vereinigt, dient es zugleich dazu, jene auszuschließen, die im „Jüdischen Staat“ nicht dazugehören: die Palästinenser*innen. Und während Israel sich seiner robusten Gedenkkultur rühmt, begegnet man der Nakba mit Vergessen, Zensur und Verdrängung. In seiner Betrachtung der Erinnerungspraxis vom Eichmann-Prozess bis zur Gedenkstätte Yad Vashem der Gegenwart und den Drohungen der aktuellen Regierung, schlägt Boehm eine de-nationalisierte, geteilte Kultur der „Erinnerung um zu Vergessen“ vor, für Jüdinnen und Juden wie für Palästinenser*innen.
Omri Boehm, geboren 1979 in Haifa, Professor für Philosophie. Chair des Philosophy Department an der New School for Social Research (New York).
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Omanut – Verein zur Förderung jüdischer Kunst in der Schweiz.
Eintritt: € 9,- / 6,- ermäßigt
Veranstalter: Jüdisches Museum
Uhrzeit: 19.30 Uhr
Adresse: Jüdisches Museum Hohenems, Villa Heimann-Rosenthal, Hohenems, Österreich
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